Angststörungen

 

Agoraphobie

Die Agoraphobie bezieht sich auf Ängste vor offenen Plätzen, Menschenmengen, öffentlichen Verkehrsmitteln oder Geschäften. Das Fehlen eines sofortigen „Fluchtweges“ ist eines der Schlüsselsymptome agoraphobischer Situationen. Viele Menschen mit Agoraphobie empfinden Panik beim Gedanken, in der Öffentlichkeit zu kollabieren und hilflos liegen zu bleiben. Charakteristisch ist, dass angstauslösende Situationen vermieden werden, was eine deutliche Einschränkung der Lebensführung zur Folge haben kann. Einige Betroffene sind im Verlauf der Erkrankung völlig an ihr Haus gefesselt. Es sind überwiegend Frauen betroffen. Der Beginn liegt meist im frühen Erwachsenenalter. Ohne effektive Behandlung verläuft die Agoraphobie häufig chronisch. Es können zusätzlich Symptome einer anderen Angststörung oder einer Depression vorliegen.


Panikstörung

Panikattacken sind Angstanfälle, die plötzlich, wie „aus heiterem Himmel“, auftreten. Die Attacken sind für die Betroffenen nicht vorhersehbar und können sich auch aus dem Schlaf heraus entwickeln. Typisch ist der plötzliche Beginn mit Herzklopfen. Weiterhin können u.a. Herzrasen, Brustschmerzen, Schwitzen, Atemnot, Erstickungsgefühle, Schwindel und Entfremdungsgefühle auftreten. In der Regel befürchten die Betroffenen während der Angstanfälle zu sterben, zu kollabieren oder verrückt zu werden bzw. die Kontrolle zu verlieren. Vielfach wird in der Folge ein Vermeidungsverhalten entwickelt, indem Situationen und Orte, an denen eine derartige Angstattacke aufgetreten ist oder auftreten könnte, nicht mehr aufgesucht werden. Dann besteht zusätzlich eine Agoraphobie. Oft kann der Alltag nur noch mit Sicherheitsmaßnahmen wie Begleitpersonen, Notfallmedikamenten oder Handy bewältigt werden, wodurch der Handlungsspielraum entsprechend eingeschränkt wird. Bleibt die Panikstörung unbehandelt, entwickelt sich bei der Mehrzahl aller Betroffenen im Laufe der Zeit eine zusätzliche depressive Störung.


Soziale Phobie

Soziale Phobien beginnen meist in der Jugend, zentrieren sich um die Furcht vor prüfender Betrachtung durch andere Menschen und führen dazu, dass soziale Situationen vermieden werden. Sie können klar begrenzt sein auf spezifische Situationen, wie z.B. auf das Essen oder Sprechen in der Öffentlichkeit oder auf das Treffen mit dem anderen Geschlecht. Oft sind sie aber auch unbestimmt und treten in fast allen sozialen Situationen außerhalb des Familienkreises auf. Soziale Phobien sind oft mit einem niedrigen Selbstwertgefühl und Furcht vor Kritik verbunden. Sie können sich in Beschwerden wie Erröten, Händezittern, Übelkeit etc. äußern. Behandlungsbedürftig sind soziale Phobien, die zu einem hohen Leidensdruck und deutlichen Beeinträchtigungen der sozialen und/oder beruflichen Aktivitäten führen. Extremes Vermeidungsverhalten kann z.B. soziale Isolation zur Folge haben. Manchmal - aber keinesweges immer - gehen soziale Phobien mit einem Defizit an sozialen Fertigkeiten (z.B. nicht-Nein-sagen-können,  Bedürfnisse u. Wünsche nicht zum Ausdruck bringen können, mangelnde Kompetenzen bei der Führung von Konfliktgesprächen etc.) einher. Unbehandelt ergibt sich oft ein chronischer Verlauf, in dem auch sehr häufig andere Angststörungen oder depressive Störungen hinzukommen.


Generalisierte Angststörung

Hauptmerkmale der generalisierten Angststörung sind

1. langanhaltende, übertriebene, unrealistische Sorgen, die wechselnd über verschiedende Lebensbereiche (z.B. Beruf, Familie, Gesundheit etc.) bestehen und mit quälenden Befürchtungen einhergehen (z.B. man selbst oder Angehörige könnten verunglücken);

2. Schwierigkeiten, diese Sorgen zu kontrollieren;

3. begleitende Symptome wie z.B. Ruhelosigkeit, leichte Ermüdbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten oder Leere im Kopf, Reizbarkeit, Muskelspannung oder Schlafstörungen.

 

Diese Beschwerden bestehen die meiste Zeit über mehrere Monate hinweg und beeinträchtigen die Betroffenen in bedeutendem Ausmaß in ihrem Alltag. Vielfach greifen Betroffene zu Alkohol oder Tabletten als Selbstmedikation, um sich zu beruhigen oder ihren Ängsten zu entfliehen.


Spezifische Phobie

Hierbei handelt es sich um Ängste, die auf ganz spezifische Situationen beschränkt sind, z.B. Angst vor Höhen, vor engen, geschlossenen Räumen, vor bestimmten Tieren, vor Dunkelheit, vor dem Fliegen oder vor dem Anblick von Blut. Die Konfrontation mit der entsprechenden phobischen Situation löst sofort Panik und (wenn möglich) Fluchtverhalten aus. Vermeidungsverhalten ist die Folge. Dieses ist in der Regel auch für die Beeinträchtigung des Betroffenen verantwortlich. Spezifische Phobien entstehen gewöhnlich in der Kindheit oder im frühen Erwachsenenalter und können unbehandelt lange bestehen.