ACT

Die Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT, ausgesprochen als ein Wort, wie das englische Verb "act") wurde in den USA entwickelt, fußt auf der Verhaltenstherapie und ist sehr gut mit anderen Methoden kombinierbar.  Mittlerweile liegen Wirksamkeitsnachweise für eine Vielzahl von psychischen Problemen und Erkrankungen vor.
Die Behandlung nach dem ACT-Modell zielt vor allem darauf ab, dass wir spüren und akzeptieren, was es bedeutet, ein lebendiges menschliches Wesen zu sein, welches die innere Freiheit hat, sein Verhalten in den Dienst persönlicher Werte und Vorstellungen von einem "gut gelebten" Leben zu stellen. 

 

Dabei sind folgende Ansatzpunkte und Elemente zentral:

  • Akzeptanz

Sie kennen vielleicht das "Gelassenheitsgebet": "Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."
Dies umzusetzen ist jedoch oftmals alles andere als einfach. ACT versucht, uns zu helfen, aktiv anzunehmen, was wir nicht ändern können. Zentral ist hierbei die Tatsache, dass wir menschliche Wesen mit zum Teil schmerzhaften und unangenehmen Gefühlen und Empfindungen sind. Geben wir Kämpfe auf, die wir nicht gewinnen können, werden Energien frei für Dinge, für die es sich einzusetzen lohnt.

 

  • Defusion, d.h. Abstand zu Gedanken

Jeder von uns hat ein kleines „Maschinchen“ in seinem Kopf, das ununterbrochen Gedanken produziert. Viele Gedanken sind nützlich und hilfreich. Aber manchmal sind auch Gedanken darunter, die uns nicht helfen, sondern die uns behindern und uns das Leben schwer machen.

ACT zeigt, wie wir es schaffen können, problematischen Gedanken weniger Macht über uns und unser Verhalten zu geben, indem wir uns aus der Verschmelzung („Fusion“) mit ihnen lösen. Hierzu wurden eine Reihe hilfreicher Techniken entwickelt, die Sie in der Behandlung kennenlernen und üben können.

 

  • Gegenwärtigkeit

Der gegenwärtige Augenblick ist für unseren Verstand oft nicht besonders interessant. Viel lieber beschäftigt er sich beispielsweise damit, die Vergangenheit zu analysieren oder in die Zukunft zu schweifen. Sind wir aber mit unseren Gedanken zu sehr und ständig woanders, bekommen wir viel zu wenig mit, was das Hier und Jetzt uns zu bieten hat.

ACT setzt verschiedene Methoden ein, um uns wieder mit dem in Kontakt zu bringen, was in uns und um uns herum im jetzigen Moment passiert. Unter anderem wird hier auch auf Techniken zurückgegriffen, die innerhalb verschiedener religiöser Traditionen entwickelt wurden und beispielsweise unter der Bezeichnung Achtsamkeit („mindfulness“) mittlerweile sehr verbreitet ist.

 

  • Wertorientierung

Was ist mir wichtig im Leben, was will ich eigentlich, worauf kommt es mir an?

Mit diesen Fragen beschäftigen wir uns im Alltag meist  zu wenig, doch sind sie von entscheidenden Bedeutung für ein erfülltes Leben. Ziele sind wichtig - wir brauchen Ziele, um uns in Bewegung zu setzen. Aber genauso wichtig sind Werte: Richtungen, die wir im Leben einschlagen können.

ACT unterstützt Sie darin, Werte für sich zu formulieren und Antworten auf die Frage zu finden: Wie will ich mein Leben leben? Diese Werte können Ihnen dann als Leuchttürme dienen, die ihnen eine Richtung vorgeben - was vor allem in schwierigen Zeiten wichtig ist, wenn die See rau und die Sicht schlecht ist.

 

  • Selbst als Kontext

Wer bin ich eigentlich?

Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten und jeder von uns hat viele (Vor-)Urteile über sich selbst, seinen „Charakter“ und seine „Persönlichkeit“. Wir neigen dazu, andere, aber auch uns selbst in Schubladen zu stecken. Etiketten, mit denen wir uns selbst versehen – fleißig, schüchtern, unsportlich, schwierig, nett usw. – sind manchmal ein Ruhekissen und manchmal ein Gefängnis. Wir ruhen uns auf ihnen aus – und lassen uns von ihnen daran hindern, Chancen wahrzunehmen.

ACT versucht, Menschen dabei zu unterstützen, das eigene innere Gefängnis zu erkennen – und daraus auszubrechen.

 

 

 

  • Commitment

Mit Commitment ist die innere Festlegung auf bestimmte Werte, Ziele und Handlungen gemeint.

Menschen, die sich in einer Lebenskrise befinden oder die seit langem mit einem Problem (z.B. mit Depressionen oder mit einer Sucht) kämpfen, haben oft resigniert. Sie setzen sich keine Ziele mehr, hören auf, irgendetwas wichtig zu finden, lassen sich treiben von äußeren Reizen oder inneren Impulsen.

ACT hilft uns herauszufinden, was uns wirklich wichtig ist, worauf es uns persönlich ankommt, und rückt dies wieder ins Zentrum unseres Handels -trotz der Gefahr des Scheiterns, die damit verbunden ist, und die bei denjenigen, die häufig gescheitert sind, Ängste auslöst. ACT hilft mit solchen Ängsten und anderen inneren Blockaden umzugehen, und wieder Commitments einzugehen. Letztendlich bedeutet dies, die Haltung einzunehmen: "Ja, mein Leben ist mir wichtig und ich will versuchen, meine Chancen zu nutzen, um das Beste daraus zu machen."

 

 

 

Literatur-Tipp

Wengenroth, M. (2016). Das Leben annehmen: So hilft die Akzeptanz– und Commitment–Therapie (ACT) (3. Aufl.). Göttingen: Hogrefe.